Das Prinzessinnenpalais (»Prinzessinnenhaus«) zu Niederstetten



Im Winter 1999/2000

Prinzessin Sophie zu Hohenlohe-Bartenstein (1758-1836) über das zu Schloß Haltenbergstetten gehörenden Prinzessinnenhaus

Die Aussicht ist malerisch, das bergige Land besteht aus Weinbergen. Ein Wäldchen lädt zur Promenade ein und führt zum Park, der weit ausgedehnt, aber von Terrassen und Böschungen durchzogen ist, angenehmer anzusehen von den Fenstern des Schlosses aus, als beim ermüdenden Spaziergang...

An der Rückseite des kleinen Waldes steht ein schönes, einsames Haus; es ist zweistöckig. Ein Offizier meines Bruders hatte es für seine Familie gebaut; aber da er in die Dienste Württembergs ging, erwarb Karl dieses halbfertige Haus zu hohem Preis.

Karl hatte mich in seinem Schloß aufgenommen mit meinen Leuten, die er auch verköstigt hat. Von November 1807 bis November 1818 war ich an seinen Tisch geladen. Er bewilligte damals die kostenlose Bewohnung dieses Hauses, in dem ich glückliche Tage verbrachte bis November 1819, als ich es verließ, um nach Rom zu gehen. Ich hatte es auf meine Art einrichten und die fünf Zimmer, die ich bewohnte, mit Stoff- und Papiertapeten in marmorgrau tapezieren lassen. Die vier anderen, sowie den Flur ließ ich in einheitlichen Farben streichen, um dann die Räume mit Portraits und Gravuren unter Glas und in Goldrahmen behängen zu können. Ich ließ Fenster und Türen durchbrechen; diejenigen im Innern, d. h. vier - wurden als Spiegeltüren (verglaste Türen?) ausgeführt.

Hier beließ ich auch meine Bibliothek, die - mit den Büchern, die mein Bruder schon hatte und die er mir anvertraute - ungefähr aus 5000 Bänden bestand. Ich ließ fast alle neu binden und ordnete sie je nach Inhalt in elf oder zwölf Nußbaumschränke, die ebenfalls mit breiten verglasten Türen versehen waren. Darüber hinaus ließ ich einen gut bepflasterten Hof herstellen, und einen Garten, welcher an dieses Haus angrenzt. Um das alles vor dem Hang zu schützen, welcher trotz der Bäume ständig näher kam, ließ ich Mauern aus Steinen ziehen von 10 bis 14 Fuß, deren Brüstung aus gehauenen Blöcken bestand. Das Ganze war sehr solide zusammengefügt. Die Treppengeländer, außen und innen, die Gartenpfosten, die Gitter und das Gartentor wurden mit Eisenfarbe gestrichen. Die Bepflanzung des Berges geschah mit Obstbäumen, und von der Gartenpforte bis zum Ende der Straße ließ ich eine doppelte Baumreihe pflanzen.

An dieser Promenade mußten auch überdachte Mauern gezogen werden, um zu verhindern, daß bei Regenwetter die vom Berge kommenden Wasser sie zerstörten und daß Teile der Mauer in einen Garten stürzten, den die Familie Samvevre nutzte.

Obwohl es mich viel kostete, bedauere ich nichts, wenn dies für die Kinder meines Bruders erhalten bleibt.

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© 2000 Günther Emig
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