Heinrich Heines Verhaftung auf dem Wartberg am 16. November 1827

Auf den Spuren einer Ortsüberlieferung

Von Günther Emig [Geschrieben 1985]


Kapitel 1: Heinrich Heine auf der Weibertreu?

1890 veröffentlicht der in Heilbronn geborene Dichter und Jurist Robert Oechsler (1854-1920) sein Gedicht "Heine auf der `Weibertreu"':

Heine auf der "Weibertreu"
(Historisch)

Es ist eine alte Geschichte,
Ich erzähle sie nagelneu:
Auch den Sänger des Buches der Lieder
Sah einst die Weibertreu.

Die Burgruine erglänzte
Im Abendsonnenschein,
Herr Heinrich und seine Gesellen
Kneipten Romantik und - Wein.

Der war's mit dem bleichen Gesichte,
Trug buntes Burschenband
In der Rechten den Becher, die Linke
Schön-Käthchens Hüfte umwand.

Er schwärmt in den Augen der Hebe,
Da plötzlich aufflammt es ihm licht,
Von der Weibertreue zu dichten
Ein unsterblich schönes Gedicht!

"Aus alten Zeiten winkt's ihm
Hervor mit weißer Hand" -
Da tritt heraus aus dem Busche
Verkappt ein - Denuntiant:

"Hab ich die Ehre den Dichter,
Verfasser der Loreley -?"
Er hüstelt und zwinkert und zupft sich
Die Vatermörder dabei.

"Zu dienen, mein Name ist Heine,
Berühmt im deutschen Land,
Nennt man die besten Namen,
So wird auch der meine genannt."

"So muß ich Sie arretiren,
Mein Herr, ich bedaure sehr,
Da auch meine Liste Sie zieren -,
Ich bin Polizeikommissär.

Ich geleite Sie sicher heilbronnwärts,
Sie logiren im "Thurm" über Nacht
Dann werden Sie mit Verlaubniß
Per Schub an die Grenze gebracht."

"Sehr hübsch! - Aber fürchten Sie nimmer,
Daß ich entgegne, wie Götz
Dem Heilbronner Stadtrath entgegnet
wider feinerer Sitte Gesetz;

Doch, Herr, - Gott lohn Eurer Nase
Spürfeinen Spionengeruch,
Befiele sie ewiger Schnupfen,
Das wäre - des Sängers Fluch!"

Er sprachs, war auch fürder zu sprechen
Nicht gut auf die Polizei,
Und aus dem "Buche der Lieder"
Riß er - die "Weibertreu".1

Zweifellos eine hübsche Anekdote mit lokalpatriotischem Kolorit. Oechsler will sie - so ist sein Zusatz "historisch" im Titel wohl zu verstehen als geschichtlich verbürgte Begebenheit verstanden wissen. Jahre später, in einem Aufsatz, betitelt "Aus der literarischen Chronik von Heilbronn", ruft er den Vorfall mit Hinweis auf ebendieses Gedicht noch einmal ins Gedächtnis.2

Damit steht er nicht allein. So heißt es in Eugen Schneiders "Württembergischer Geschichte" von 1896: "Die auf Veranlassung des Bundestags einbrechende Reaktion [gemeint ist die Zeit nach den Karlsbader Beschlüssen von 1819] machte sich [...] zuerst gegenüber der Presse bemerklich. Heinrich Heine bekam dies ebenfalls zu spüren. Als er die Weibertreu bei Weinsberg besuchte, erfragte ihn ein Beamter als den Verfasser der Reisebilder und brachte ihn auf dem Schub über die Grenze."3

Rudolf Krauss wiederholt die Behauptung in seiner "Schwäbischen Litteraturgeschichte"4 - und bleibt wie jener die Beweise schuldig.

Auch die Ortsgeschichte hat sich mit diesem Thema beschäftigt. Oechsler erwähnt 19155 einen "vor einigen Jahren" in der Neckarzeitung erschienenen Artikel, und der Ortshistoriker Moriz von Rauch schrieb einen Beitrag, von dem wir nur noch den Titel und die bibliographischen Angaben haben: "Heinrich Heine und Heilbronn und Weinsberg", erschienen im Heilbronner General-Anzeiger 1924 in der Nummer 287.6 Rauchs Arbeiten zur Stadtgeschichte fußen auf intensivem Quellenstudium. Hatte er für seine Arbeit Unterlagen einsehen können, die mit der Zerstörung Heilbronns am 4. Dezember 1944 unwiederbringlich verloren gegangen sind?

Kapitel 2: Heine, Kerner und die Schwäbische Dichterschule

Heine und Weibertreu - diese Verbindung macht hellhörig, denn Weibertreu und Justinus Kerner gehören zusammen. Wenn Heine auf der Weibertreu gewesen sein sollte (und dies zu einer Zeit, als Kerner bereits in Weinsberg lebte), mußten sich dann nicht die beiden Dichter persönlich begegnet sein?

Erinnern wir uns: Seitdem ihm die Stadt Weinsberg zum Bau seines Hauses Grund und Boden geschenkt hatte, fühlte sich der seit 1819 ortsansässige Dichter und Oberamtsarzt Kerner verpflichtet, die Stadt "aus dem Schutte seiner fast vergessenen thatenreichen Vergangenheit zu einem poetischen Wallfahrtsort für fröhliche Wanderer, Dichter und Altertumsforscher zu erheben und der fast wie ein Märchen aus alter Zeit klingenden Geschichte von den treuen Weibern von Weinsberg die berechtigte historische Basis zu geben.7 1824 kaufte König Wilhelm von Württemberg die verfallene Burganlage, die bis dahin als Steinbruch gedient hatte8, und schenkte sie dem Weinsberger Frauenverein und den Frauen Deutschlands "zu unveräußerlichem Eigentum"9. Gleichzeitig begannen unter Leitung des Hofbaumeisters Thouret die Wiederaufbauarbeiten: die alten Mauern wurden ausgebessert, die Türme zugänglich und ersteigbar gemacht, der innere Raum, der früher Weinberg war, zu Parkanlagen umgebildet.10 Treibende Kraft bei all diesen Aktivitäten war Justinus Kerner, der zu dieser Zeit selbst jeden Morgen mit Tagesanbruch auf der Weibertreu war und persönlich die Ausgrabungen überwachte. Da sollte Heine nicht die Gelegenheit genutzt haben, dem "Kollegen" seine Aufwartung zu machen?

In der Literatur jedenfalls findet man eine solche persönliche Begegnung nicht erwähnt.

Vielmehr erfährt man über das Verhältnis der beiden Dichter folgendes:

1835, in seiner "Romantischen Schule", schreibt Heinrich Heine, nachdem er Uhland ausführlich gewürdigt und auf Eichendorff hingewiesen hat: "Herr Justinus Kerner, der fast gar nicht bekannt ist, verdient hier ebenfalls eine preisende Erwähnung; auch er dichtete in derselben Tonart und Weise die wackersten Lieder [...]."11

Das klingt nicht gerade überschwenglich, ist aber doch meilenweit von den Schlägen unter die Gürtellinie im "Schwabenspiegel" (1838) entfernt: In einem polemischen Rundumschlag attackiert Heine auch den Weinsberger Spätromantiker. Nachdem er festgestellt hat, "von welcher bescheidenen Größe jene Berühmtheiten sind, die sich seitdem als schwäbische Schule aufgethan, in demselben Gedankenkreise umherhüpfen, sich mit denselben Gefühlen schmücken und auch Pfeifenquäste von derselben Farbe tragen", nachdem er ihren 'bedeutendsten' Vertreter, Gustav Schwab ("ein Hering in Vergleichung mit den anderen, die nur Sardellen sind"), kurz erwähnt hat, beschäftigt er sich ausführlich mit dem "Doktor Justinus Kerner, welcher Geister und vergiftete Blutwürste sieht und einmal dem Publikum aufs ernsthafteste erzählt hat, daß ein paar Schuhe, ganz allein, ohne menschliche Hülfe, langsam durch das Zimmer gegangen sind bis zum Bette der Seherin von Prevorst." - "Das fehlt noch", fährt Heine fort, "daß man seine Stiefel des Abends festbinden muß, damit sie einem nicht des Nachts trapp! trapp! vors Bett kommen und mit lederner Gespensterstimme die Gedichte des Herrn Justinus Kerner vordeklamieren! Letztere sind nicht ganz und gar schlecht, der Mann ist überhaupt nicht ohne Verdienst, und von ihm möchte ich dasselbe sagen, was Napoleon von Murat gesagt hat, nämlich: ` Er ist ein großer Narr; aber der beste General der Kavallerie.' Ich sehe schon, wie sämtliche Insassen von Weinsberg über dieses Urteil den Kopf schütteln und mit Befremden mir entgegnen: `Unser teurer Landsmann, Herr Justinus, ist freilich ein großer Narr, aber keineswegs der beste General der Kavallerie!' Nun, wie ihr wollt, ich will auch gern einräumen, daß er kein vorzüglicher Kavalleriegeneral ist."12

Darf man aus diesen beiden Äußerungen, wie dies gelegentlich geschieht, schließen, daß die Einstellung Heines zu Kerner erst in der zweiten Hälfte der dreißiger Jahre umgeschlagen ist - von partieller Wertschätzung in Ablehnung und Feindschaft? Zeitgenossen berichten schon weit früher von der Reserviertheit, mit der Heine dem Kernerschen Interesse an übernatürlichen Erscheinungen begegnet ist.

Unter dem Datum des 4. Februar 1830 notiert beispielsweise Rosa Maria Assing, die Schwester Varnhagen von Enses, in ihrem Tagebuch: "Dann sprachen wir [sie selbst, ihr Mann und Heine, der die beiden in Hamburg besuchte] über Justinus Kerners jüngst erschienenes Buch `Die Seherin von Prevorst'. Er [Heine] hatte nur davon gehört, schien dagegen und erklärte sich vollends nach einigem, was ich daraus erzählte, dawider und meinte, er würde es wohl nicht lesen, es scheine ihm aber ein Buch, das recht für die Deutschen gemacht sei."13

Im gleichen Jahr, am 23. Dezember, vermerkt sie: "Heinrich Heine hat uns besucht. [...] Er äußerte sich gegen die Poesie des Rittertums und zugleich gegen die schwäbischen Dichter, Uhland, Schwab, Kerner."14

Bereits 1823 hatte Kerner den Reigen seiner okkulten Titel mit der "Geschichte zweier Somnambülen" eröffnet. Kannte Heine das Buch und reagierte er auf das darin behandelte Sujet genauso ablehnend wie er es sieben Jahre später tat? Eine Antwort auf diese Frage haben wir in der Literatur nirgendwo gefunden - wie auch der Name Kerner in Heines Werken und Briefen, soweit wir dies überblicken, zu dieser Zeit noch nicht auftaucht.15

Fazit von Heine her: Kein Hinweis auf ein Zusammentreffen mit Kerner.

Auch bei Kerner gibt es nach unserer Kenntnis kein Indiz auf eine persönliche Begegnung dieser beiden so wesensverschiedenen Männer. Theobald, Justinus' Sohn, der selbst weniger bedeutende Durchreisende in seinen Erinnerungen "Das Kernerhaus und seine Gäste" erwähnt, hätte sich dies sicherlich nicht entgehen lassen, wenn der bedeutendste lebende Dichter seit Goethe der Weibertreu und dem Kernerhaus die Ehre gegeben hätte.

Was bei den eingangs zitierten Angaben zu dem Ereignis auf der Weibertreu zu monieren ist, das Fehlen von Quellen- und Literaturangaben sowie die vage Datierung, verdichtet sich nach der Untersuchung der Beziehung Heines zu Kerner zu dem Verdacht, daß es sich bei der geschilderten Episode um eine Ortslegende handeln könnte, wie wir sie im Fall von Kleists "Urkäthchen" zur Genüge kennen: historisch nicht haltbar, aber trotzdem nicht totzukriegen.

Kapitel 3: Ein Augenzeugenbericht und seine Glaubwürdigkeit

Doch das ist nur eine Darstellungsweise. Der zweite Überlieferungsstrang - oder ist er nur eine Variante des ersten? - klingt weitaus überzeugender, wenn wir auch im folgenden sehen werden, daß die Darstellung nicht frei von Widersprüchen ist.

1874 veröffentlicht der renommierte Bonner Historiker und Heine-Forscher Hermann Hüffer (1830-1905) im Novemberheft der neu gegründeten Zeitschrift "Deutsche Rundschau" einen Aufsatz, betitelt `'Mittheilungen über H. Heine. Nebst bisher ungedruckten Briefen desselben"16. Im ersten Kapitel, "Aus H. Heine' s Jugendzeit", erwähnt er die Neffen von Heines Schulfreund Franz von Zuccalmaglio (1800-1873), die Brüder Vincenz (1806-1876) und Anton Wilhelm von Zuccalmaglio (1803-1869)17, mit denen der Dichter jedoch nicht in nähere Verbindung getreten sei. Hüffer benutzt aber die Gelegenheit, "von den freundlichen Mittheilungen des Herrn Vincenz v. Zuccalmaglio noch eine wörtlich hier einzuschalten":

"Als ich mit meinem Bruder [Anton Wilhelm] 1827-1830 in Heidelberg die Hochschule besuchte, hielt sich Heine's jüngerer Bruder [Maximilian] zum Studium der Medicin dort auf und Heine besuchte ihn. Mein Bruder erzählte mir, daß er ihm begegnet sei und sich sehr angelegentlich nach seinem Freunde, dem Oheim Franz, erkundigt, auch viel Rühmens von ihm gemacht habe. Einige Tage oder Wochen darauf (das Jahr vermag ich nicht anzugeben), saß ich mit mehreren Studenten auf der Wartburg bei Weinsberg, jenseits Heilbronn. Heinrich Heine war mit einer anderen Partie Studenten, worunter auch sein Bruder, anwesend. Da trat ein württembergischer Polizeimann in Civilkleidern unter die zechenden Studenten und ließ sich den Verfasser der Reisebilder zeigen. Er ging dann auf H. Heine zu und frug, ob er die Ehre habe den Dichter Heine vor sich zu sehen. Der Angeredete schien freudig erregt und glaubte wohl, der Herr im Frack würde ihm Huldigungen, die seiner Dichtergröße gebührten, darbringen, wurde aber bitter enttäuscht, da er ihn im Namen des Gesetzes für seinen Häftling erklärte und auf dem Schub über die Grenze brachte. Dies ist das erste und letzte Mal, daß ich H. Heine gesehen. Mein Bruder wußte mehr von ihm."18

Mehrfach wird diese Passage nachgedruckt: 1878 versammelt Hüffer seine Untersuchungen über Heine in einem Buch19, wobei er einzelne Überarbeitungen vornimmt. Hier findet sich denn auch erstmals der Hinweis: "Das Erlebniß ist unzweifelhaft in den November 1827 zu setzen."20 28 Jahre später, ein Jahr nach Hüffers Tod, gibt der Herausgeber der ersten historisch-kritischen Heine-Ausgabe, Ernst Elster, die gesammelten Aufsätze Hüffers neu heraus.21 1926 druckt Houben in seinen "Gesprächen mit Heine" den Augenzeugenbericht Zuccalmaglios nach22; im April 1948 erscheint die zweite Auflage dieses Buches.23

Daß man die Angaben Zuccalmaglios auch heute [1985] noch in der Heine-Forschung ernstnimmt, beweist die "Heine-Chronik", die Fritz Mende, Mitarbeiter an der in Weimar und Paris herausgegebenen Heine-Säkularausgabe24, 1971 in zweiter Auflage vorgelegt hat. Mende vermerkt dort unter dem Datum des 16. November 1827: "H [Heinrich Heine] besucht Maximilian Heine, der in Heidelberg Medizin studiert. - Er macht die Bekanntschaft von Detmold und trifft die Neffen seines Freundes v. Zuccalmaglio. - Bei einem Ausflug zur Wartburg (bei Weinsberg) wird er als Verfasser der `Reisebilder' des Landes (Württemberg) verwiesen."25

Mehrere Eckdaten ermöglichen die zeitliche Einordnung der Begebenheit: Aus den Unterlagen der Universität Heidelberg geht hervor, daß die Brüder Zuccalmaglio vom 2. November 1826 an in Heidelberg immatrikuliert waren und dort bis einschließlich Sommersemester 1829 studiert haben.26 Von Maximilian Heine wissen wir, daß er im Herbst 1829 als Arzt in die Türkei gegangen ist und seinen Bruder Heinrich erst 1852 wiedergesehen hat.27 Schließlich fügt sich eine Reise Heines von Hamburg nach München, wo er zum 1. Januar 1828 eine Stelle als Redakteur anzutreten hatte, ins Bild. Bei den "Reisebildern" kann es sich demnach nur um deren zweiten Band handeln, der 1827 erschienen ist und unter anderem das "Buch Le Grand" mit der im nachnapoleonischen Deutschland inopportunen Napoleonbegeisterung enthält.

Trotz allem gibt es gute Gründe, Zuccalmaglios Schilderung kritisch unter die Lupe zu nehmen. Warum erfahren wir beispielsweise in der gesamten Heine-Literatur, soweit wir sie übersehen, nirgendwo sonst von diesem Vorfall? Warum verschwendet Heine in seinen Briefen keine Zeile darauf? Warum finden wir in den Verwaltungsarchiven kein diesbezügliches Schriftstück, wo doch sonst Amtshandlungen ihre Spuren in Form von Archivalien zu hinterlassen pflegen?

Noch skeptischer werden wir, wenn wir die mitgeteilten Fakten auf ihren Wahrheitsgehalt hin untersuchen: Aus den Unterlagen des Universitätsarchivs Heidelberg geht unzweifelhaft hervor, daß Maximilian Heine nie in Heidelberg immatrikuliert war.28

Widersprüchlich liest sich auch die Ortsangabe: "Wartburg bei Weinsberg, jenseits Heilbronn", heißt es bei Zuccalmaglio. Nun liegt die Wartburg bekanntlich bei Eisenach in Thüringen; die Burg "bei Weinsberg, jenseits Heilbronn" heißt Weibertreu, und außerdem gibt es noch den Wartberg mit dem Wartbergturm, zu dem zwar keine Burganlage gehört, wo aber seit 1764 ein Bier- und Weinschank bestand29, der recht gut zum Bild der "zechenden Studenten" passen würde. Wie reimt sich all das zusammen? Auf weitere Merkwürdigkeiten werden wir stoßen, wenn wir Heines Reiseroute verfolgen. Doch zunächst zu den oben angesprochenen Widersprüchen.

Ein Versehen mag die Behauptung sein, Maximilian Heine habe in Heidelberg studiert. Vielleicht hat er sich nur besuchsweise dort aufgehalten und verkehrte in Universitätskreisen, was Zuccalmaglio zu seinem Fehlschluß verleitet hat. Schwieriger gestaltet sich die Erklärung für die merkwürdige Ortsangabe, zumal es uns nicht gelungen ist, das Original der "Mittheilung" zu finden.30

Festzuhalten ist, daß der Augenzeugenbericht nicht vom Augenzeugen selber, sondern von einem - wenn auch seriösen - Gewährsmann überliefert wurde. Unterstellt man, daß der Gewährsmann Hüffer eine briefliche (sprich: handschriftliche) Auskunft zitiert, so ist ein Lesefehler (Wartburg = Wartberg) durchaus denkbar. Wenn man schließlich berücksichtigt, daß sich die Brüder Zuccalmaglio nur für die Dauer ihres Studiums in Süddeutschland aufgehalten haben und mit den Örtlichkeiten nur durch Ausflüge bekannt geworden sind, so würde das sogar erklären, warum der Wartberg von der Heilbronner in die Weinsberger Gegend verlegt worden ist.

Warum aber dann die vagen Zeitangaben für die Polizeiaktion? Doch wohl nur deshalb, weil zwischen Ereignis und Bericht ein größerer zeitlicher Abstand liegen muß. Vincenz von Zuccalmaglio spricht davon, daß sein Bruder Anton Wilhelm mehr über Heine "wußte" - was doch nur heißen kann, daß dieser zum Zeitpunkt der "Mittheilung" schon tot war. Damit ließe sich die "Mittheilung" auf die Zeit nach 1869 datieren, gute vierzig Jahre also nach dem Vorfall im Unterland!

Kapitel 4: Heines Reise nach München im November 1827

Wenden wir uns nun den Hintergründen für Heines Reise zu und versuchen wir sie zu rekonstruieren.

1822 veröffentlicht der fünfundzwanzigjährige Dichter als erste selbständige Publikation seine "Gedichte", ein Jahr später die "Tragödien nebst einem lyrischen Intermezzo". Aber erst die "Reisebilder" verhelfen ihm zum großen Durchbruch: Seit dem Erscheinen ihres ersten Bandes 1826, der u. a. die "Harzreise" enthält, steht Heine im Mittelpunkt des literarischen Lebens seiner Zeit.31 Doch so sehr er als Dichter anerkannt wird, so wenig gelingt es ihm, sich beruflich zu etablieren. Vergeblich hat er sich nach dem Studium der Rechte und anschließender Promotion zum Dr. jur. (1825) um eine feste Anstellung bemüht. Im Mai 1826 schreibt er aus Hamburg an Varnhagen von Ense: "Meine äußeren Verhältnisse sind noch immer dieselben, es hat mir noch immer nicht gelingen wollen mich irgendwo einzunisteln, und dieses Talent, welches Insekten und einige hiesige Doctores juris in hohem Grade besitzen, fehlt mir ganz und gar."32

In dieser Zeit arbeitet er am zweiten Band der "Reisebilder", von dem er immer wieder beteuert, daß er ein "außerordentliches Buch" werden und "großen Lerm" machen soll33, und zwar "nicht durch Privatskandal sondern durch die großen Weltinteressen die es ausspricht. Napoleon und die französische Revoluzion stehen darin in Lebensgröße"34 - ein Thema, das in der Restaurationsphase nach dem Wiener Kongreß (1815) und den Karlsbader Beschlüssen (1819) mehr als heikel ist. Vorsorglich verläßt er dann auch am gleichen Tag, an dem das Buch ausgeliefert wird, Deutschland und begibt sieh nach England. "Es war nicht die Angst die mich wegtrieb", rechtfertigt er sich, "sondern mehr das Klugheitsgesetz, das jedem rathet nichts zu riskieren wo gar nichts zu gewinnen ist."35 Wiederholt erkundigt er sich aus dem sicheren Ausland brieflich nach den "Schicksalen" seines Werkes und fährt fort: "Ich weiß sie vorher. Ich kenne meine Deutschen. Sie werden erschrecken, überlegen und nichts thun. Ich zweifle sogar daß das Buch verboten wird."36 Kurze Zeit später kann ihm Varnhagen aus Berlin berichten: "Aufsehen, viel Aufsehen macht Ihr Buch, und Dümmler [Verleger von Heines "Tragödien..." (1823)] und Consorten nennen es nach ihrem Buchladenmaß ein gutes, aber die Leser verstutzen, sie wissen nicht ob sie ihr Vergnügen nicht heimlich halten und öffentlich abläugnen sollen, selbst die Freunde thun erschrecklich tugendhaft als ordnungsliebende Gelehrte und Bürger."37

Doch zu den von Heine befürchteten administrativen Maßnahmen gegen das Buch kommt es nicht. Sein Verleger Julius Campe informiert ihn am 16. Juni 1827 aus Hamburg: "Der 2te Band ist nirgend - wie ich gleich ahndete - verboten. Wie liberal!"38

Schon eine Woche vorher hat Heine in einem Brief an seinen Freund Moses Moser in Berlin ein vorläufiges Resümee gezogen: "Ich habe durch dieses Buch einen ungeheuren Anhang und Popularität in Deutschland gewonnen; [...] ich habe jetzt eine weitschallende Stimme. Du sollst sie noch oft hören, donnernd gegen Gedankenschergen und Unterdrücker heiligster Rechte. - Ich werde eine ganz extraordinäre Professur erlangen in der Universitas hoher Geister."39

Seine Bemühungen um eine feste Anstellung und damit um ein gesichertes Einkommen, das ihn unabhängig machen würde von den finanziellen Zuwendungen seines Hamburger Onkels Salomon, scheinen sich zu erfüllen, als er ein Angebot aus München erhält: Er soll Mitherausgeber einer Cottaschen Zeitschrift werden. "Schon längst hatte man mich hingewünscht. Jetzt verspricht man mir Holland und Braband", schreibt er am 19. Oktober 1827 an Varnhagen, der an der Stellenvermittlung nicht unbeteiligt war, und fährt fort: "Januar 1828 erscheinen die `politischen Analen' in München unter der Redakzion Ihres Freundes Heine und des Dr Lindner."40

Mehrere Briefe und Augenzeugenberichte erlauben eine zumindest in Umrissen zuverlässige Rekonstruktion seiner Reise von Hamburg nach München. "Ich bin", berichtet er am 1. Dezember 1827 seinem Verleger Campe, "langsam gereist, überall, in Cassel, Frankfurt, Heidelberg und Studtgart mich aufhaltend."41 In Kassel trifft er unter anderem mit Jakob Grimm zusammen. "Ludwig Grimm hat mich gezeichnet, ein langes deutsches Gesicht, die Augen sehnsuchtvoll gen Himmel gerichtet."42 In Frankfurt hält er sich drei Tage lang bei Ludwig Börne auf. "Ich hätte nie geglaubt daß Börne so viel von mir hielte; wir waren inseparable bis zum Augenblick wo er mich zur Post brachte."43 Das war, wie wir aus anderer Quelle wissen, um den 15. November.44

Den weiteren Verlauf seiner Reise faßt er knapp zusammen: "Hiernächst sah ich auf der ganzen Reise niemand außer Menzel in Studtgard. Die edlen Sänger dort [Gustav Schwab und Ludwig Uhland] hab ich nicht gesehn."45

Kein Wort in diesem Zusammenhang von einem Abstecher ins Unterland, kein Wort über den Zwischenfall bei Heilbronn!

Wie paßt das zusammen: Laut Augenzeuge Zuccalmaglio wurde Heine bei der Gelegenheit "für einen Häftling" erklärt und "auf dem Schub über die Grenze" gebracht, aus Heines eigenen Briefen wissen wir, daß er seine Reise über das württembergische Stuttgart nach München offenbar so unbehelligt fortgesetzt hat, daß er sogar in Stuttgart einen Zwischenaufenthalt einlegen und seinen Kommilitonen aus der Bonner Studienzeit und späteren Intimfeind Wolfgang Menzel besuchen konnte?!

Soll man versuchen, diesen Widerspruch durch eine durch nichts zu belegende Hypothese zu erklären, wo doch die Gefahr groß ist, daß umtriebige Ortshistoriker und flinke Lokalredakteure aus dem "So könnte es gewesen sein" ein "So war es" machen und damit vielleicht eine neue, durch nichts auszurottende Legende in die Welt setzen?

Riskieren wir's!

Kapitel 5: Hypothese über einen mysteriösen Vorfall

Halten wir zunächst fest: Über den angeblichen Vorfall auf der Weibertreu oder auf der "Wartburg" haben wir trotz intensiver und mehrjähriger Suche nur einen Augenzeugenbericht gefunden, auf den alle späteren Behauptungen in der Literatur zurückzugehen scheinen. Dieser Augenzeugenbericht (Mitteilung Zuccalmaglio) liegt uns nicht im Original, sondern nur in einer Überlieferung (Zitat) vor; er wurde - jedenfalls in der von uns aufgefundenen Fassung - vermutlich erst mehr als vierzig Jahre nach dem "Tatgeschehen" zu Papier gebracht. Was seinen Kern angeht (Auftreten des Polizisten), kann er sicherlich einen gewissen Wahrheitsgehalt für sich beanspruchen; was die Details betrifft, ist er naturgemäß mit größter Vorsicht zu genießen. Tatsache ist, daß Heine im November 1827 von Hamburg nach München gereist ist, um eine Redakteursstelle an den Cottaschen "Politischen Annalen" anzutreten - als "eine von Cottas theuersten Puppen"46.

Zwischen den Stationen Frankfurt, das er etwa am 15. November verlassen hat, und München, wo er wenige Tage später eintrifft47, bleibt eine gute Woche, von wir nur wissen, daß er sich in dieser Zeit in Heidelberg und Stuttgart aufgehalten und Besuche gemacht hat.

Von Heidelberg aus - ab hier sind wir auf Zuccalmaglios Bericht angewiesen - macht er zusammen mit seinem Bruder Maximilian und Heidelberger Studenten einen Ausflug ins württembergische Unterland. Daß er bei dieser Gelegenheit durch die seit einem Vierteljahrhundert an das Königreich Württemberg angeschlossene ehemalige Reichsstadt Heilbronn gekommen ist, kann man vermuten, aber nicht belegen.

Im geselligen Kreis treffen wir Heine wieder - vermutlich nicht auf der Weibertreu, wie wir dies immer wieder lesen, sondern eher auf dem Wartberg, der zu dieser Zeit bewirtschaftet ist und eine gute Kulisse für das Folgende abgibt: Der inzwischen sattsam bekannte Polizeikommissär stört die stimmungsvolle Runde und erklärt Heine im Namen des Gesetzes für verhaftet.

Darüber, was dann geschieht, können wir nur spekulieren. Über die Grenze abgeschoben, wie dies unser Augenzeuge behauptet, scheint Heine nicht geworden sein, sonst hätte er kaum anschließend in Stuttgart Besuche machen können.

Vielleicht hat er nur dem Beamten zu seiner Dienststelle (in Heilbronn?) folgen müssen, wo sich schnell herausgestellt hat, daß unser Dichter ohnehin die Absicht hatte, mit seiner Reisegruppe am gleichen Tag noch ins badische Ausland (Heidelberg) zurückzukehren. Eine förmliche Abschiebung wäre nach einem solchen Stand der Dinge nicht mehr nötig gewesen.

Wahrscheinlich ist Heine nach Heidelberg zurückgekehrt und hat von dort aus seine Reise nach München fortgesetzt. Wenn er dabei erneut und diesmal unbehelligt württembergisches Gebiet betreten und sogar in Stuttgart einen Zwischenaufenthalt einlege konnte, könnte das den Schluß zulassen, daß der Zwischenfall auf dem Wartberg von den örtlichen Stellen ausgegangen ist und keine "von oben" geplante Aktion war. Diese Vermutung würde auch insofern ins Bild passen, als die württembergische Regierung bei den Unterdrückungsmaßnahmen gegen Heines Werke nicht zu den "Vordenkern" gehört hat.48 Nur: Was hat dann den Polizeikommissär bewogen, tätig zu werden - oder wer? Oder, anders gefragt: Wurde Heine bei seinem Aufenthalt auf dem Wartberg denunziert, und wenn ja: von wem?

Eine Antwort auf diese Frage haben wir nicht parat - wie wir auch im Laufe unserer Untersuchung, anstatt Antworten zu erhalten, oft nur auf neue Fragen gestoßen sind. Wenn es aber mit unserer Arbeit gelungen ist zu zeigen, auf welch schwachen Beinen Ortsüberlieferungen zuweilen stehen, so sind wir trotzdem zufrieden.

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1 Robert Oechsler: Was der Neckar rauscht. Lieder und Schwänke. Heilbronn [1890]. S. 39-40.

2 Robert Oechsler: Aus der literarischen Chronik von Heilbronn. (Dichterbesuche und Dichterurteile). In: Schwäbisches Heimatbuch 1915. Stuttgart 1915. S. 38-59; hier S. 54.

3 Eugen Schneider: Württembergische Geschichte. Stuttgart 1896. S. 497.

4 Rudolf Krauss: Schwäbische Litteraturgeschichte. Band 2. Tübingen 1899. S. 171.

5 Oechsler, Robert Aus der literarischen Chronik von Heilbronn. S. 54.

6 Bibliographischer Nachweis in: Bibliographie der Württembergischen Geschichte. Band 8. Stuttgart 1956. Lfd. Nr. 4384.

7 Theobald Kerner: Das Kernerhaus und seine Gäste. 2., verm. Aufl. Stuttgart und Leipzig 1897. S. 16.

8 Ebd., S. 19.

9 Ebd., S. 20.

10 Ebd., S. 20.

11 Heinrich Heine: Historisch-kritische Gesamtausgabe der Werke. [Im folgenden zitiert als "DHA" = Düsseldorfer Heine-Ausgabe.] Band 8/1. Hamburg 1979. S. 237. - Heine kannte Kerners Lyrik aus der von Fouqué, Uhland und Kerner herausgegebenen Anthologie "Der deutsche Dichterwald" (Tübingen 1813) und vermutlich auch aus Kerners "Gedichten" (1826); vgl. DHA 8/2, S. 1390 und 1391. - In einem nicht veröffentlichten Bruchstück zur "Romantischen Schule", dem "Neunten Kapitel", hatte Heine geschrieben: "Ebenfalls von Herrn Justinus Kerner habe ich gutes reden hören; er hat Lieder gedichtet und schrieb ein Buch über klairvoyante Weiber und vergiftete Blutwürste." (DHA 8/1, S. 480)

12 Heinrich Heine: Sämtliche Werke. Krit. durchges. u. erl. Ausg. Hrsg. von Ernst Elster. Band 7. Leipzig u. Wien [1890]. (Meyers Klassiker-Ausgaben). S. 327-328.

13 Begegnungen mit Heine. Berichte der Zeitgenossen. Hrsg. von Michael Werner in Fortführung von Houbens "Gespräche mit Heine". 1797-1846. Hamburg 1973. S. 188.

14 Ebd., S. 216.

15 Heine erwähnt Kerner (jedenfalls in den erhaltenen und überlieferten Briefen) mit keinem Wort. Vgl. dazu: Register zu Heinrich Heine: Säkularausgabe [im folgenden zitiert als HSA]. Band 20-27: Briefwechsel 1815-1856. Bearb.: Christa Stöcker. Berlin, Paris 1984.

16 Hermann Hüffer: Mittheilungen über H. Heine. Nebst bisher ungedruckten Briefen desselben. In: Deutsche Rundschau. Jg. 1874/75. Bd. 1. S. 240-262.

17 Über die Brüder Zuccalmaglio siehe: Allgemeine Deutsche Biographie. Band 45. Leipzig 1900. S. 467-471. - Anton Wilhelms Volksliederbearbeitungen - "Kein schöner Land", "Schwesterlein, wann gehn wir nach Haus", "Feinsliebchen, du sollst mir nicht barfuß gehn" und "Die Blümelein, sie schlafen" - werden heute noch gesungen, während der Dichter und Sagenforscher Vincenz von Zuccalmaglio heute vergessen ist und nahezu in keinem Lexikon mehr auftaucht.

18 Hüffer, a.a.O., S. 245.

19 Hermann Hüffer: Aus dem Leben Heinrich Heine's. Berlin 1878.

20 Hüffer, a.a.O., S. 96.

21 Hermann Hüffer: Heinrich Heine. Gesammelte Aufsätze. Hrsg. von Ernst Elster. Berlin 1906.

22 Gespräche mit Heine. Zum ersten Male gesammelt und hrsg. von H. H. Houben.Frankfurt a. M. 1926.

23 Gespräche mit Heine. Zum ersten Male gesammelt u. herausgegeben von H. H. Houben. 2. Auflage. Potsdam 1948. S. 131-132.

24 Herausgeber sind dien "Nationalen Forschungs- und Gedenkstätten der klassischen deutschen Literatur" in Weimar und das "Centre National de la Recherche Sientifique" in Paris.

25 Fritz Mende: Heinrich Heine. Chronik seines Lebens und Werkes. 2., bearb. u. erw. Aufl. Stuttgart u. a. 1981. S. 66.

26 Briefliche Mitteilung des Universitätsarchivs Heidelberg (Dr. Weisert) vom 25. Februar und 15. März 1985.

27 Vgl. Gespräche mit Heine (1948), S. 142.

28 Mitteilung des Universitätsarchivs Heidelberg vom 25. Februar 1985.

29 Vgl. Friedrich Dürr: Heilbronner Chronik. Teil 1. 2. Auflage. Heilbronn 1926. S. 300. Ferner: A. Groninger: Philipp Jakob Nast, der erste Wirt auf dem Wartberg. In: Schwaben und Franken. Heimatgeschichtliche Beilage der "Heilbronner Stimme". Jg. 3. 1957. Nr. 5. S. 1-2.

30 Hüffer (Gespräche mit Heine. 1926) schreibt: "Ich erwähne nur noch ein Erlebniß, das mir von Herrn Vincenz von Zuccalmaglio erzählt wurde [...]" - "`Als ich mit meinem Bruder', schreibt Herr v. Zuccalmaglio [...]" (Hüffer, S. 95 - Hervorhebungen von mir. G.E.). - Im Nachlaß Hüffer, der in der Universitätsbibliothek Bonn aufbewahrt wird, sind keine Briefe Zuccalmaglios an Hüffer vorhanden (Mitteilung der Universitätsbibliothek Bonn, Handschriftenabteilung, vom 22. Februar 1984; ebenso wenig konnte über die "Zentralkartei der Autographe" bei der Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz eine entsprechende Korrespondenz nachgewiesen werden (Briefliche Mitteilung vom 20. März 1984). - Hüffer selbst erwähnt Zuccalmaglio in seinen "Lebenserinnerungen" nicht (vgl. Hermann Hüffer: Lebenserinnerungen. Hrsg. von Ernst Sieper. Neue Ausgabe. Berlin 1914). Als Indiz für die Zuverlässigkeit des Gewährsmann Hüffer mag gelten, daß in der Einleitung zu den "Lebenserinnerungen" Hüffers außerordentliches Gedächtnis gerühmt wird. (a.a.O., S. 11).

31 vgl. Eberhard Galley: Heinrich Heine. 3., durchges. u. verb. Aufl. Stuttgart 1971. S. 22.

32 An Karl August Varnhagen von Ense in Berlin. Hamburg, 14. Mai 1826. HSA 20: Briefe 1815-1831. Berlin, Paris 1970. S. 241.

33 An Moses Moser in Berlin. Lüneburg, 14. Oktober 1826. HSA 20. S. 267.

34 An Friedrich Merckel in Hamburg. Lüneburg, 10. Januar 1827. HSA 20. S. 281.

35 An Varnhagen. London, 1. Mai 1827. HSA 20. S. 286-287. - Abreisetag war der 12. April 1827 (vgl. HSA 20, Kommentar. Berlin, Paris 1975. S. 177)

36 Ebd., S. 287.

37 Varnhagen an Heine, Mai 1827. HSA 24: Briefe an Heine 1823-1836. 1974. S. 30.

38 Julius Campe an Heine, 16. Juni 1827. HSA 24. S. 19-20. - Houben hat 1924 unter Beiziehung einschlägiger Akten des Preußischen Geheimen Staatsarchivs die staatlichen Maßnahmen gegen Heines Werk detailliert dargestellt ( H. H. Houben: Verbotene Literatur von der klassischen Zeit bis zur Gegenwart. Ein kritisch-historisches Lexikon über verbotene Bücher, Zeitschriften und Theaterstücke, Schriftsteller und Verleger. Berlin 1924. S. 385-429). Unter Berufung auf Elsters Heine-Ausgabe (Heinrich Heine: Sämtliche Werke. Hrsg. von Ernst Elster. Bd. 3. Leipzig u. Wien [1887]. S. 84) führt er an, daß der zweite Band der "Reisebilder" in Hannover, Österreich, Mecklenburg und Preußen (allerdings nur in der Rheinprovinz) verboten worden sei. Die erfolgte Beschlagnahme am Rhein wurde übrigens auf Druck des Ministeriums stillschweigend wieder aufgehoben (vgl. Houben, a.a.O., S. 387).

39 An Moses Moser in Berlin. London, 9. Juni 1827. HSA 20. S. 291.

40 An Varnhagen in Berlin. Hamburg, 19. Oktober 1827. HSA 20. S. 300.

41 An Julius Campe in Hamburg. München, 1. Dezember 1827. HSA 20. S. 308.

42 An Varnhagen. Der Brief ist wie folgt datiert: "Endlich München, ungefähr den 28 Nov. 1827". HSA 20. S. 307.

43 Ebd.

44 Vgl. die Widmung Heines für Jeanette Wohl in einem Exemplar des "Buchs der Lieder": "Madam Wohl zum freundlichen Andenken an den abreisenden Verfasser. Frankfurt, 15. November 1827." (HSA 20. S. 306)

45 An Varnhagen. "Endlich München [...]". - In Menzels "Denkwürdigkeiten" wird dieser Besuch nicht erwähnt. Berichet wird dagegen, daß Menzel Heine während seiner Bonner Studienzeit kennenlernte: "der kleine Jude Heinrich Heine, der einen langen dunkelgrünen Rock bis auf die Füße und eine goldene Brille trug, die ihn bei seiner fabelhaften Häßlichkeit und Aufdringlichkeit noch lächerlicher machte, weshalb man ihn unter dem Namen Brillenfuchs vielfach verspottete" (Wolfgang Menzel: Denkwürdigkeiten. Bielefeld u. Leipzig 1877. S. 143).

46 An Moser. München, 14. April 1828. HSA 20. S. 328.

47 Aus unerfindlichen Gründen läßt Heine sein Ankunftsdatum in München sehr im Dunkeln. "Endlich München, ungefähr den 28 Nov. 1827" schreibt er an Varnhagen: "Hier bin ich vor einige Tage angekommen." (HSA 20. S. 306)

48 Die einschlägigen Zensurakten befinden sich im Staatsarchiv Ludwigsburg, so zum Beispiel zur "Vorrede zu den Französischen Zuständen" (1833), zum "Salon" (1835) sowie zu den "Neuen Gedichten" (1844), die das Versepos "Deutschland. Ein Wintermärchen" enthalten. - Anläßlich der Heine-Ausstellung 1981 in der Stadtbücherei Heilbronn konnte ich aus diesen Unterlagen ein Schreiben des Oberamts Heilbronn an die Königliche Regierung des Neckarkreises in Ludwigsburg vom 31. Oktober 1844 auffinden, das die Beschlagnahme der "Neuen Gedichte" in der Drechsler'schen Buchhandlung zu Heilbronn betrifft.


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